Farm Aid


Vor nicht all zu langer Zeit waren Milchpreise in Thema in den Nachrichten. Für einen Liter Milch bekommen die Bauern gerade noch 20 Cent (Tendenz fallend). Viel zu wenig, um davon zu existieren, geschweige denn, um Milch auf eine tiergerechte Art zu gewinnen. Die Politik versprach Hilfe und dann war wieder Stille.

milchpreis

So sieht es heute aus. Die Bauern stehen vor dem Ruin und die Molkereien finden alles dufte. Wer hätte es gedacht? Es gibt zwar ein Nothilfe-Programm der Regierungen, das lindert aber nur die Symptome, nicht die Ursache. Es ist zwar eine schöne romantische Vorstellung, dass nur der Preis etwas steigen muss und alles ist wieder gut, aber es ist auch eine naive Vorstellung. Es wird einfach viel zu viel Milch produziert. Bis vor kurzem mussten sich Bauern aufgrund einer Quote keine Gedanken über Abnahme und Preise machen. Der Verkauf war garantiert und man hatte – pardon the pun – eine Cash Cow auf dem Hof stehen. Dass die Tiere für die billige Milch im Aldi oder Lidl keine Rückenmassage bekommen ist zwar jedem klar, aber man verdrängt es beim Kauf. Ist ja so schön billig. Eigentlich … eigentlich müsste man die Milchmenge drastisch reduzieren, dann würden sich die Preise erholen und mit dem gesteigerten Gewinn, könnte man auch nachhaltiger produzieren. Eigentlich. Aber das Problem der Landwirtschaft geht noch weiter, was verwunderlich ist, schliesslich verdanken wir alle unsere tägliche Nahrung ein paar Zentimetern Mutterboden und der Tatsache, dass es regnet. Die Wertschätzung des sprichwörtlich dummen Bauern ist nicht sonderlich hoch, interessanterweise auch dort nicht, wo viel auf Tradition und Heimat gesetzt wird. Kein Wort, keine Aktion, keine Unterstützung bei geselligen Heimatabenden.

Die USA hatte (und hat) in den USA ein ähnliches Problem. Den kleinen Farmer ging es schlecht, viele standen vor dem Ruin. Nur haben Farmer in den USA noch einen anderen Stellenwert. Sie werden als das Fundament der Gesellschaft gesehen. Die Krise erreichte solche Ausmasse, dass sie auch Künstler berührte – insbesondere in der Country-Musik, die nicht nur über den Namen eine Nähe zur Landwirtschaft hat. Willi Nelson, John Mellencamp und Neil Young wollten nicht nur darüber singen, sondern auch handfest helfen und gründeten Farm Aid. Ein Benefizkonzert, dessen Erlösen den kleinen Farmern helfen sollte, mit Geld, juristischem Beistand und ihre Sorgen hörbar machen.

farmaid

Dieses Jahr findet das 31. Festival statt. Das Line-Up ist wie jedes Jahr ein Who is Who der Singer-Songwriter der USA und ihre Arbeit zeigt jedes Jahr wieder einen großen Erfolg.

Country-Musik wird hier gerne mit unserer Volksmusik verglichen. Nichts könnte weiter weg sein, denn Volksmusik verkauft „Heile Welt“, während die Themen der Country-Musik meist das Gegenteil sind. Aber die Idee wäre schon spannend, würde die Künstler des „Lustige Musikantenstadel“ sich je auf so etwas einlassen? Volksmusik ist auch ein Millionengeschäft, aber eines, das nicht auf Krisen oder Tragödien hinweisen will. Da singt man lieber weiter von glücklichen Almen, während der Bauer selber ganz andere Sorgen hat.

Dieser kurze Film zeigt anschaulich den Erfolg der letzten 30 Jahre.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert